Luxemburg:

Wo stehen wir?

Laut den aktuellen Berechnungen des LIST (Luxembourg Institut for Science and Technology) hat Luxemburg einen ökologischen Fußabdruck von 6,88* Planeten. Das bedeutet, dass wir, wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Luxemburg, 6,88 Planeten bräuchten, um unseren Lebensstil zu bestreiten. Luxemburg belegt somit einen der letzten Plätze in der Rangliste des ökologischen Fußabdrucks, da die EinwohnerInnen des Landes zu viel verbrauchen. Anders gesagt: Luxemburgs Wirtschaftsmodell und das Konsumverhalten der Luxemburgischen Bevölkerung belasten die Ressourcen der Erde überdurchschnittlich stark. 

So hatten wir in Luxemburg bereits am 22. Februar alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die uns für das Jahr 2023 theoretisch zur Verfügung standen. Ab diesem Punkt im Jahr verbrauchen wir mehr Ressourcen, als die Erde für Luxemburg regenerieren kann. Dieser Tag wird auch als „Overshoot Day“ bezeichnet und dient als wichtiger Orientierungspunkt, um zu beurteilen, wie nachhaltig eine Gesellschaft lebt.

Der weltweite Fußabdruck liegt aktuell im Übrigen bei rund 1,7 Planeten, womit der globale Overshoot Day für das Jahr 2023 auf den 2. August fiel. Seit rund zehn Jahren fällt dieser Stichtag in die erste Augusthälfte. Trotz dieser scheinbaren Stabilisierung zeigen die jährlichen Zahlen des Global Footprint Network keine Anzeichen einer Verbesserung. Darüber hinaus sollte uns der globale ökologische Fußabdruck nicht über die Fußabdrücke einzelner Länder und Gesellschaften hinwegtäuschen.  Es erfordert mehr denn je großer Anstrengungen, damit die Menschen im Rahmen der verfügbaren Ressourcen leben.

* Revisiting the ecological footprint – Spezifische Berechnungen für 2023

Wie genau kommt diese Zahl für Luxemburg zustande?

Der ökologische Fußabdruck Luxemburgs entsteht durch einen entsprechenden Ressourcenverbrauch in verschiedenen Konsumbereichen (siehe Tabelle). Die Abbildung schlüsselt die verschiedenen Konsumbereiche weiter auf. Für jeden Bereich hat der Nachhaltigkeitsrat Vorschläge zu den konkreten Herausforderungen entwickelt, vor denen Luxemburg steht, sowie zu den Hebeln, die der Politik, den Unternehmen und den Verbrauchern zur Verfügung stehen.

Konsumbereiche Verbrauch in Planeten
Kraftstoff für Nicht-Einwohner 1,63 Planeten (23,7 %)
Ernährung 1,30 Planeten (18,9 %)
Industriegüter 1,05 Planeten (15,3 %)
Energieverbrauch privater Haushalte 0,85 Planeten (12,4 %)
Baugewerbe 0,73 Planeten (10,6 %)
Dienstleistungen 0,66 Planeten (9,5 %)
Luftfracht 0,49 Planeten (7,1 %)
Ohne Zuordnung 0,17 Planeten (2,5 %)
Insgesamt 6,88 Planeten (100 %)

Was bedeutet das im Einzelnen? 

Damit Luxemburg nur die Ressourcen verbraucht, die zur Verfügung stehen (also einen Planeten), schlägt der Nachhaltigkeitsrat in folgenden Bereichen entsprechende Anpassungen vor:

Der Ressourcenverbrauch der durch unsere Ernährung entsteht entspricht mehr als einem Planeten (1,3). Allem voran stehen Produkte tierischen Ursprungs (Fleisch, Milchprodukte, Eier) – deren Produktion trägt zum Verbrauch von knapp 0,75 Planeten bei. Durch einen geringeren Konsum an tierischen Produkten könnte Luxemburg hier bewusst seinen ökologischen Fußabdruck verringern.

Der Bau, ob von Wohnungen oder Bürogebäuden, entspricht in Luxemburg einem ökologischen Fußabdruck von 0,78 Planeten. Dieser Wert ist u. a. bedingt durch die Energieintensität der Herstellung wichtiger Baustoffe wie Stahl und Eisen. Durch die Produktion von Zement kommt noch der direkte CO2-Ausstoß während des Produktionsprozesses hinzu. Die Sanierung bestehender Gebäude und der Bau leichterer Holzstrukturen bei Neubauten bzw. Ausbauprojekten, sowie der gezielte Einsatz von erneuerbaren Materialien und recyclinggerechtes Bauen entsprechend der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sollte deshalb Vorrang vor herkömmlichen Bauweisen haben. Des Weiteren könnte die vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von Gebäuden beitragen.

Mehr als ein Planet wird hauptsächlich für die Kohlenstoffemissionen benötigt, die bei der Produktion von Industrieerzeugnissen entstehen. Hierbei wird der Verbrauch von lokalen Produkte, aber auch der Import aus anderen Ländern mit eingerechnet. Hier müsste Luxemburg einen Fußabdruck von 0,2 Planeten erreichen. Dabei helfen könnten allem voran der Ausbau der Kreislaufwirtschaft und ein reduzierter und gezielter Konsum von nachhaltigen und langlebigen Produkten.

Der Energieverbrauch in den Luxemburgischen Haushalten benötigt rund 0,85 Planeten. Wesentlicher Bestandteil davon ist das Heizen. Rund 85 % der Haushalte in Luxemburg heizen aktuell noch mit fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl. Durch systematische Renovierungen und beispielsweise die Entwicklung von Nahwärmenetzen könnten Heizungen vollständig dekarbonisiert werden. Des Weiteren könnten der Umstieg auf elektrifizierten Individualverkehr und der Ausbau erneuerbarer Energien auch im Privatbereich dazu beitragen, dass sich der Energieverbrauch und somit auch der Fußabdruck der Haushalte erheblich verringert.

Der Luxemburger Luftfrachtsektor benötigt einen halben Planeten, größtenteils an Waldfläche, um die durch den Flugverkehr verursachten CO2-Emissionen aufzunehmen und zu neutralisieren. Auch wenn praktisch die gesamten Emissionen durch den internationalen Transit entstehen, wird der gesamte Kerosinverbrauch Luxemburg angerechnet. Luxemburg sollte daher die Weiterentwicklung und zukünftige Verwendung von synthetischem Kerosin auf Basis erneuerbarer Energien achten, um auch in diesem Bereich den Ressourcenverbrauch entscheidend zu reduzieren.

Fast ein Viertel unseres gesamten ökologischen Fußabdrucks entsteht durch den „Tanktourismus“, d. h. dem Verkauf von Treibstoff an den internationalen Güterverkehr und an Grenzgänger bzw. Nichtansässige.

Eine entsprechende Anpassung dieses Bereichs würde potenziell zu einer beachtlichen Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks führen. Ein Großteil dieses Treibstoffs wird durch LKWs im Transit verbraucht und von LKWs, die Transitgüter in und aus unseren Logistikzentren transportieren. Luxemburg müsste seine Mineralölsteuer anpassen und könnte beispielsweise die Verwendung von synthetischem Diesel aus erneuerbaren Energien fördern. Des Weiteren muss und wird die Nutzung von Wasserstoff eine zunehmend wichtige Rolle spielen, um den Ressourcenverbrauch vor allem im Langstreckenverkehr zu senken.

Der Energieverbrauch des Dienstleistungssektor spielt in der luxemburgischen Wirtschaft und bei Luxemburgs ökologischem Fußabdruck ebenfalls eine wichtige Rolle. Er entspricht 0.66 Planeten. Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Energieverbrauchs und Elektrifizierung sind auch hier essenziell, um den Fußabdruck dieses Sektors zu reduzieren.

So wurden die Zahlen ermittelt: 

Seit 2003 berechnet das Global Footprint Network (GFN) den ökologischen Fußabdruck aller Länder der Welt. Luxemburg ist nicht so einfach mit Durchschnittsraten vergleichbar: Es ist ein kleines, gegenüber dem Rest der Welt sehr offenes Land mit wenigen, aber großen, spezialisierten und exportorientierten Industrien. Dies gilt umso mehr, wenn das Ziel darin besteht, einen Indikator zu liefern, der auf dem Verbrauch pro Einwohner und nicht auf der Gesamtproduktion des Landes basiert. Daher erzielt der GFN bei den Berechnungen für Luxemburg kein genaues Ergebnis. Im Jahr 2022 hat der Nachhaltigkeitsrat in Luxemburg (CSDD) das LIST beauftragt, eine zusätzliche Studie durchzuführen, um den ökologischen Fußabdruck Luxemburgs genauer zu analysieren. Diese Studie, mit dem Titel „Revisiting the ecological footprint“, berücksichtigt die Besonderheiten Luxemburgs und führt dadurch zu dem oben genannten Ergebnis.

Du möchtest mehr erfahren? Die vollständige Studie findest du hier auf unserer Website.

Luxemburg im Vergleich

Wo steht Luxemburg im Vergleich zu anderen Ländern? 
Europa: Luxemburg belegt den letzten Platz

Seit den ersten Aufzeichnungen im Jahr 2003 ist Luxemburg europäischer Spitzenreiter und hat einen außerordentlichen Ressourcenverbrauch. Mit einem Fußabdruck von 6,88 Planeten (2023) liegt das Großherzogtum weit über dem europäischen Durchschnitt welcher bei 3,14 Planeten steht.

Weltweit: Luxemburg belegt den vorletzten Platz

Auf der Weltrangliste belegt Luxemburg den vorletzten Platz, nur Katar schneidet noch schlechter ab. Noch alarmierender ist es, dass das drittplatzierte Land ganze anderthalb Planeten weniger verbraucht als Luxemburg.

Vergleichbare Länder: Luxemburg zeigt einen mehr als zwei Planeten höheren Fußabdruck 

Weltweit vergleichbare Länder, die einen ähnlichen Lebensstandard zu Luxemburg haben, befinden sich bei einem ökologischen Fußabdruck zwischen 2 und 4,5 Planeten. Luxemburg liegt mit 6,88 Planeten also weit darüber. 

Warum schneidet Luxemburg so schlecht ab?

Luxemburg erzielt ein ungewöhnlich schlechtes Ergebnis. Dies lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen, wie zum Beispiel die wenigen, aber großen, spezialisierten und exportorientierten Industrien, den hohen Lebensstandard, die große Kaufkraft und ein entsprechendes Konsumniveau. Da all diese Faktoren im Großherzogtum wesentlich höher sind als in anderen Ländern, schneidet das Land im Vergleich oft schlecht ab. Luxemburg steht also vor großen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.